Das "richtige" Pferd

Ich habe im Laufe der Jahre schon sehr viele Ausbildungsmethoden kennen gelernt. Immer wenn ich was Neues lernte, dachte ich mir, genau das wäre der richtige Weg. Um im nachhinein drauf zu kommen, dass es doch nicht so war. Heute weiß ich, dass es genau den richtigen Weg, der für alle gilt gar nicht gibt. Weder fürs Pferd noch für den Reiter. Weil jedes Pferd und jeder Mensch anders ist. 

 

Ich denke, dass es in der Pferdeausbildung am wichtigsten ist, sich aufs Pferd einzustellen UND dass Mensch und Pferd zusammen passen. Man kann das tollste und schönste Pferd haben und doch kann es für einen selbst das falsche Pferd sein. Natürlich sollte man nicht beim kleinsten Problem die Flinte ins Korn werfen. Nach dem Motto, passt nicht, das nächste bitte. Höhen und Tiefen gibt es in jeder Beziehung, aber die Basis sollte passen. Der Mensch sollte Freude haben mit seinem Kameraden Pferd und umgekehrt genauso. Ich habe in meinem Leben schon mehrmals aufs falsche Pferd gesetzt. So habe ich mir vor einigen Jahren, obwohl ich schon damals mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte, ein dreijähriges fast rohes Pferd gekauft. Nicht sehr clever, oder? 

Pablo war ein Pinto-Wallach, seine Mama ein Haflinger. Vom Haflinger hatte er auch sein Gemüt, er war ziemlich dickfellig und stur. Er war western angeritten, auch das noch. Zuerst war ich noch sehr euphorisch, aber nach ein paar Wochen ist mir Herr Pablo schon ziemlich auf der Nase rumgetanzt. Ich holte eine Westerntrainerin, weil ich dachte unsere Kommunikationsprobleme hätten was mit seiner andersartigen Ausbildung zu tun.

 

Sie stellte schnell fest, wir hätten ein Rangordnungsproblem. Durch sie kam ich dann zum Natural Horsemanship und das hat uns auch einige Zeit sehr geholfen. Trotzdem war Pablo ein Pferd, der es immer wissen wollte. Am Boden konnte ich mich sehr gut durchsetzen und hatte die Hosen an, aber sobald ich auf ihm drauf saß, war es anders. Er konnte ziemlich buckeln und davon habe ich mich einschüchtern lassen. Obwohl ich dank eines sicheren Sitzes niemals von ihm runtergefallen bin, so hat er mir durch manche Buckelattacke doch des öfteren Kreuzschmerzen beschert. Wirklich gerne geritten bin ich ihn dadurch nie. 

 

Anders meine Freundin Kathy, die ihn mehrmals die Woche für mich ritt. Sie hatte mit seinen Buckeleien keine Probleme. Sie zeigte ihm, dass er sie damit nicht beeindrucken konnte und heute sind seine Buckelattacken Geschichte. Ich habe Pablo mit 8 Jahren an Kathy verkauft. Sie ist heute noch glücklich mit ihm und er ist glücklich mit ihr. Happy End!

Das Schicksal wollte es so, dass Kathys damaliges Pferd Pico zwei Jahre später, nachdem ich ihr Pablo verkauft hatte, dann meines wurde. Pico ist ganz anders als Pablo, er ist immer lieb und will immer alles richtig machen. Da gibt es kein Rangordnungsgerangel. Aber auch Pico ist nicht fehlerfrei. Pico ist manchmal sehr schreckhaft und ängstlich, sieht Gespenster. Er braucht einen ruhigen Menschen, der ihm Sicherheit gibt und der nicht die Nerven verliert, wenn er selbst sie eh schon weggeschmissen hat. Mit diesem Problem kann ich (meistens) gut umgehen.

 

Pico passt viel besser zu mir als Pablo, deshalb bin ich mit ihm auch viel glücklicher! Deshalb schaut drauf, dass ihr das richtige Pferd findet! Und richtig ist eben nicht das perfekte Pferd, weil das gibt es ebenso wenig wie den perfekten Menschen. Richtig ist das Pferd, mit dessen Fehlern und Eigenarten man am besten umgehen kann. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Kathy (Montag, 09 April 2012 21:01)

    Schön geschrieben!!! Es kommt immer so wie es kommen soll! Freu mich noch immer sehr, dass Pico so einen tollen Platz bei dir bekommen hat und das du so viel Freude an ihm hast!!

  • #2

    docaho (Montag, 09 April 2012 21:16)

    Ja, Pico ist meine große "Pferde-Liebe"! Am meisten freut mich, dass ich jetzt endlich mehr Zeit für ihn habe.